Hohenrain Tor- & Pfarrhaus

Der langgezogene Gebäudekomplex, bestehend aus dem Torhaus und dem alten Pfarrhaus, bildet den nördlichen Abschluss der ehemaligen Johanniterkommende Hohenrain. Beide Häuser standen seit Jahrzehnten leer und konnten im damaligen Zustand nicht mehr genutzt werden. Es war höchste Zeit, dass die beiden Häuser einer neuen, sinnvollen Nutzung zugeführt wurden. Um den Erhalt der historisch sehr wertvollen Bausubstanz für weitere Generationen zu sichern, ist eine Nutzung der beiden Häuser unabdingbar.

Das Torhaus bietet nun auf zwei Stockwerken Platz für zwei Mittagstischgruppen. Das Pfarrhaus beherbergt auf drei Stockwerken Büros, ein grosses Sitzungszimmer, sowie die notwendigen Nebenräume für die Verwaltung der Heilpädagogischen Sonderschule. Die vorgefundene Raumeinteilung des Pfarrhauses eignet sich bestens für attraktive Büroarbeitsplätze. Um den Anforderungen des Betriebes zu genügen, waren kleinere, massvolle Eingriffe in die historische Bausubstanz unerlässlich. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege konnten diese Eingriffe geplant und umgesetzt werden. Als wohl grösster Eingriff gilt der Einbau des Personenliftes im Torhaus. Dieser Lift ist einerseits als behindertengerechte Erschliessung, aber auch für die Essensanlieferung für die beiden Mittagstischgruppen unerlässlich. Der Liftschacht bildet zudem das „Rückgrat“ für die verbesserte Erdbebensicherheit des Gebäudes.

Bei der Planung und Umsetzung des Projektes war ein schonungsvoller Umgang mit der historischen Bausubstanz erforderlich. Wo aus baulichen und betrieblichen Erfordernissen die Möglichkeit bestand, wurde die historische Substanz ins neue Architekturkonzept miteinbezogen und sichtbar gemacht.

Im Torhaus lassen sich alte Riegelwände, Holzbohlenwände und Holzbretterdecken wiederfinden. Die Rückwand mit den Einfeuerungsöffnungen des mächtigen Brotbackofens im ersten Obergeschoss, ist hinter einer Glasscheibe im Duschraum einsehbar. Der nur leicht abgeteufte Keller im westlichen Teil des Torhauses, gibt einen eindrücklichen Blick in die Entstehungszeit des Gebäudes.

Im alten Pfarrhaus wurden die noch vorhandenen historischen Bretter- und Parkettböden, sowie die Wand- und Deckentäfer sorgfältig restauriert. Die Farbigkeit von Wand- und Deckentäfer richtet sich nach dem Befund. In zwei Zimmern „erzählen“ originale, mit diversen Tapetenschichten bedeckte wandhohe Holztafeln, von der wandelnden Geschichte des Pfarrhauses und den verändernden Geschmacksrichtungen der Bewohner. Die Materialisierung und Farbigkeit aus der Zeit um 1900, sind in den Korridoren und im Treppenhaus sichtbar. Einzig im zweiten Obergeschoss konnte die Gipsabglättung an den Wänden nicht mehr restauriert werden. Um die noch vorhandenen ursprünglichen Kalkputzfragmente zu sichern, wurden die Fehlstellen mit Grundputz ergänzt. In diesem Korridor treffen sich die unterschiedlichsten Baustile aufeinander. Auch die Naht zwischen dem barocken Hauptbau und dem Anbau des Treppenhauses um 1900, ist hier gut erkennbar.

Die neuen, unabdingbaren baulichen Eingriffe, wie die Einbauten von Office- und Toilettenanlagen, wurden in neuzeitlicher Formensprache und mit modernen Materialien ausgeführt.

Die Gebäudeaussenhülle, die Decken zu den Kellerräumen und zu den Estrichen, wurden wärmetechnisch ertüchtigt. Sämtliche Fenster wurden ersetzt.

Mit der Restaurierung und Umgestaltung des Tor- und Pfarrhauses hat das Heilpädagogische Zentrum für ihre Bedürfnisse zugeschnittene Räume erhalten. Beinahe jeder Raum strahlt einen eigenen, ganz speziellen Charme aus.

  • Bauherr

    Kanton Luzern, Finanzdepartement

  • Projektierung

    Ueli von Matt, Projektleitung

    Martin Jäger, Jäger Egli AG

  • Planung | Kostenberechnung

    Paul Stirnimann | Reto Bächler

    Bauleitung

    Hardi Bisig, Jäger Egli AG

  • Denkmalpflege

    Benno Vogler

  • Termine

    Projektierung 2015/16

    Ausführung 2018/20